Hallo meine Lieben,
die letzten Tage war es hier wieder etwas ruhiger. Schuld daran war das schwankende Wetter und damit verbundene Kopfschmerzen. Kopfschmerzen, die ich leider sehr, sehr häufig habe. Und das seit Jahren. Zusätzlich leide ich regelmäßig unter Migräne.
Ich muss ehrlich zu euch sein, obwohl ich mich seit Jahren mit dem Thema Migräne beschäftige kann ich bis heute keinen Migränekopfschmerz von normalem Kopfschmerzen unterscheiden. Sie fühlen sich einfach immer anders an, mal stechend und klopfend, mal durchgängig, mal ziehend. Mal Links an der Stirn, mal Mittig, mal der ganze Kopf. Mal weniger stark, mal so schlimm, dass ich mich übergeben muss. Und sehr selten länger als einen Tag lang. Aus diesem Grund wusste ich lange auch nicht, dass ich eine Migräne habe. Denn eine Migräne, die dauert doch Tage, so schlimm, dass man nicht aufstehen und nicht ins Licht kann, oder?
Nein, nicht unbedingt.
Die ersten richtigen Symptome traten bei mir während des Studiums auf. Ich war zu der Zeit sehr im Stress und habe ich ziemlich unter Druck gesetzt. Nach etwa einem dreiviertel Jahr des Studiums traten bei mir in regelmäßigen Abständen "Sehstörungen" auf. Ich konnte mich nicht aufs lesen konzentrieren, die Wörter und Buchstaben sprangen hin und her und ich hatte Flecken im Sichtfeld, ähnlich wie wenn man zu lange ins Licht schaut. Es war nervig, aber auszuhalten. Kopfschmerzen hatte ich nicht, beziehungsweise ich brachte es nicht in Zusammenhang.
Sorgen machte ich mir nicht. Jedenfalls nicht bis zu jenem Abend an dem ich das erste mal seit Wochen etwas Entspannung fand und ein heftiger Schub zuschlug. Meine rechte Körperhälfte wurde taub und kribbelte wie verrückt, insbesondere Zunge und Finger. Auch konnte ich kaum sprechen, vertauschte Silben und ganze Wörter.
Wir (meine Eltern und Freundin, die zu der Zeit zu Besuch war) bekamen Angst und führen direkt in die Notaufnahme. Dort wurden wir schnell abgekanzelt mit den Worten "das ist nur der Stress". Ihr könnt euch nicht vorstellen wie dumm und blöd man sich fühlt, wenn einem der Arzt durch die Blume sagt, dass man nur seine Zeit stielt und man sich nicht so anstellen soll, weil es ja "nur" stressbedingt ist.
Aus diesem Grund habe ich das Thema nicht weiter verfolgt und gedacht ich spinne mir da was zusammen. Jahrelang hatte ich mit diesen regelmäßigen Sehstörungen zu kämpfen, ein so heftiger Schub wie an jenem Tag kam jedoch erst Jahre später.
An diesem Tag stellten sich die ersten Symptome kurz vor Feierabend ein. Erneut Sehstörungen und erneut das Kribbeln und Taubheitsgefühl, was mit der Zeit immer schlimmer wurde. Wieder konnte ich kaum sprechen, fand nicht die richtigen Wörter und konnte mit Wörtern, die mir eigentlich bekannt vorkamen plötzlich nichts mehr anfangen.
Zu dieser Zeit wohnte ich bereits alleine und hatte keinen, der mal eben vorbeikommen konnte. Mein Freund hat sich große Sorgen gemacht und auf Verdacht eines Schlaganfalls einen Krankenwagen gerufen. Der kam natürlich erst als es mir wieder gut ging (der Schub dauerte insgesamt etwa 2 Stunden und der Entschluss Hilfe zu holen kam erst als ich bereits einige Zeit zuhause war). Die Sanitäter boten mir an mich ins Krankenhaus zu bringen und ich fuhr mit. Ich fühlte mich dabei total blöd, weil es mir ja wieder gut ging. Deshalb überlegte ich auch kurz nicht mitzufahren. Schlussendlich überwog aber die Angst und Sorge, dass mit mir wirklich etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Im Krankenhaus sprach die Ärztin mich direkt darauf an, ob ich Migräne hätte. Ich verneinte, da ich keine Kopfschmerzen hatte. Nie in Verbindung mit Sehstörungen. Sie meinte es könnte trotzdem sein und verwies mich zur Sicherheit an einen Neurologen.
Es folgten viele Gespräche und Untersuchungen, wie ein Kopfultraschall, zwei CT-Untersuchungen (mit und ohne Kontrastmittel) und ein EEG. Außerdem ein Besuch beim Endokrinologen. Die Untersuchungen zogen sich über 3 - 4 Monate.
Glücklicherweise stellte sich neben einer vergrößerten Hypophyse nur ein Mangel an Vitamin B12, Vitamin D und Eisen heraus. Letzteres war mir bereits bekannt.
Ich war zu der Zeit sehr erleichtert, da ich bereits mit dem Schlimmsten (Tumor, Gerinnsel etc.) gerechnet hatte. Man malt sich ja doch das einiges aus.
Parallel tat ich natürlich das, was man eben so tut. Man googelt. Und so fing ich an mich mit der Migräne zu beschäftigen (nachdem auch die Neurologin meinte dies wäre das wahrscheinlichste) und fand einen Artikel aus Wikipedia, der meine komplette Selbstwahrnehmung veränderte.
Die Migräneaura. Das waren genau meine Symptome! Das Kribbeln, das Taubheitsgefühl, das Flimmerskotom. Also doch eine Migräne.
Ich lernte mit den Jahren, dass auf eine Migräneaura häufig Kopfschmerzen folgen. Manchmal am selben Tag, häufig erst einen Tag später, manchmal auch gar nicht. Deshalb habe ich dies zuvor auch nie in Zusammenhang miteinander gebracht. Auch lernte ich damit zu leben. Es ist mühsam und anstrengend, aber manchmal habe ich fast zwei Monate ruhe ehe wieder ein Schub folgt. Selten sind die Schübe wirklich schlimm und wenn, dann kann ich mittlerweile damit umgehen.
Ich nehme keine Medikamente, da meine Ärztin mir damals davon abgeraten hat, solange die Symptome so selten auftreten.
Leider häuft es sich momentan wieder etwas, aber ich weiß, dass auch das besser wird, wenn das Wetter sich wieder stabilisiert. Ein weiterer Verstärker der Migräne kann auch die Pille sein. Auch das habe ich mit den Jahren gelernt (aber noch nichts daran geändert, die Angst, dass es dann noch schlimmer wird ist zu groß).
Warum schreibe ich euch das nun?
Eine gute Frage... vielleicht findet sich der eine oder andere hier ja wieder. Mir persönlich hat es sehr geholfen zu wissen, was mich so belastet und in meinem Alltag einschränkt. Ich kann mich nun darauf einstellen. Und vielleicht hilft dieser Beitrag ja auch jemand anderem.
Außerdem tut es manchmal auch einfach nur gut sich etwas von der Seele zu schreiben.
Aber die gute Neuigkeit: Der Schub scheint vorbei zu sein und ich bin schon den ganzen Tag Kopfschmerzfrei :)
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Abend!
Alles Liebe,
eure Ms.Ninberry
P.S.: Dies sind meine Erfahrungen und ich bin kein Arzt. Wenn ihr diese Symptome bei euch wiedererkennt, lasst es zur Sicherheit bei einem Arzt abklären. Denn viele Krankheitsbilder können sich ähneln und es kann doch etwas ganz anderes dahinterstecken.
Auch möchte ich noch einmal betonen, dass es sich hier um MEINE Wahrnehmungen handelt. Bei einer anderen Person können die Empfindungen ganz andere sein oder das "Krankheitsbild" sich komplett anders äußern.
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